Krimi-Autoren aus der Region 

touren mit Tatort-Star 

Die Reutlinger und Tübinger Krimiautoren Veit Müller und Frank Schröder zusammen mit »Tatort«-Kommissar Dietmar Bär alias Freddy Schenk auf Tour rund um England 


Quelle: Gea, 04.09.2024, 10:50
REUTLINGEN/TÜBINGEN. Von Bremerhaven aus ist Anfang August ein Schiff zu einer Krimi-Kreuzfahrt rund um Großbritannien gestartet. Mit an Bord: der Tübinger Krimiautor und GEA-Gerichtsreporter Veit Müller sowie der pensionierte Reutlinger Kriminalhauptkommissar Frank Schröder. Gemeinsam mit Schauspieler Dietmar Bär, den meisten als Kölner »Tatort«-Kommissar Freddy Schenk bekannt, bildeten sie ein Krimi-Team, das den knapp 900 Passagieren die Rundreise versüßen, oder in diesem Falle wohl eher vergruseln sollte.
 
Das Programm, mit dem Müller und Schröder auch an Land unterwegs sind, nennt sich »Krimi – Dichtung und Wahrheit«: Journalist interviewt Kriminalhauptkommissar a.D., Kriminalbeamter verhört Gerichtsreporter. 
»Es geht unter anderem Zusammen auf großer Krimi-Kreuzfahrt darum, wie gefährlich die tägliche Arbeit eines Mordermittlers ist und wie ein Journalist die Aufarbeitung blutiger Verbrechen im Gerichtssaal erlebt«, berichtet Müller. 
Auch spezielle Fälle kommen zur Sprache. 

Lesung aus Kriminalromanen 

Frank Schröder ermittelte fast 30 Jahre lang als Erster Kriminalhauptkommissar und gelernter Kriminaltechniker, unter anderem bei der Kripo Reutlingen. Unzählige Male hatte er mit Tod und Sterben zu tun, weshalb ihm je nach Stichwort andere Fälle und Tötungsdelikte in den Sinn kommen. »Gerne berichte ich über Fälle, die meinen Büchern zugrunde liegen, wie ein versuchtes Tötungsdelikt zum Nachteil eines Au-pair-Mädchens in Reutlingen«. Seit 2023 ist Schröder im Ruhestand. Kriminalromane schreibt der Polizist seit 2018. Vor drei Wochen erschien sein drittes Werk »Eiskalte Gnade«. Veit Müller hat seit 2006 sechs regionale Kriminalromane verfasst und fünf Anthologien mit Kurz-Krimis herausgegeben. Aktuell schreibt er an seinem sechsten Luka-Blum-Fall. Während der Kreuzfahrt lasen die beiden auch Ausschnitte aus ihren Romanen vor. 

Bei Gericht kennengelernt 

Tatsächlich kennen sich die beiden Kriminalspezialisten seit vielen Jahren, zumindest flüchtig. "Wir haben früher im Gerichtssaal schon nebeneinander gesessen: ich als Zeuge, Veit als Reporter", erinnert sich der pensionierte Kriminalbeamte. "Er hat immer wie verrückt in seinem Notizblock rumgekritzelt und ich hoffte jedes Mal, dass er keinen Unsinn in der Zeitung schreibt. Über einen gemeinsamen Bekannten waren sie zufällig privat aufeinander getroffen. Dabei stellten sie fest: Beide spielen Gitarre, beide schreiben Kriminalromane, beide sind vom Fach. Warum also nicht mit einem gemeinsamen Programm auf Tour gehen? Gesagt, getan: »Es hat sehr gut gepasst und wir haben jede Menge Spaß zusammen«, berichtet Müller. So gaben die beiden an Bord der Vasco Da Gama an einem Abend auch ein Konzert mit Rock-, Pop- und Folk-Songs, die alle kriminellen Inhalt hatten wie etwa »Bad, Bad Leroy Brown«. »Ich habe die Lieder übersetzt und den deutschen Text vorgetragen, bevor wir das Original zusammen gespielt haben«, so Müller. 

Wie realistisch sind Fernsehkrimis? 

Bei einem Krimi-Talk stellten sich die beiden mit Dietmar Bär den Fragen von Moderator und Podcaster Uwe Bahn. Der wollte vom Fernseh-Kommissar unter anderem wissen, wie eine »Tatort«-Folge gemacht wird und wie ein normaler Dreh abläuft. Jedoch stand auch auf dem Prüfstand, wie realistisch Fernsehkrimis tatsächlich sind. »Es gibt sehr gute Kriminalfilme, wo zum Beispiel für Kommissare belastende Situationen wie das Überbringen von Todesnachrichten sehr realistisch dargestellt werden«, erklärt der echte Kommissar a.D. Frank Schröder. »Aber wenn Ermittler ohne Handschuhe im Tatort rumstolpern und alles anfassen, dann schalte ich ab. Das ertrage ich nicht als Kriminaltechniker.« Gerichtsverhandlungen in Filmen seien dagegen viel spannender als im wirklichen Leben, weiß Veit Müller aus Erfahrung. Veit Müller hatte Dietmar Bär vor vielen Jahren einmal am Landestheater Tübingen gesehen, wo dieser vor Beginn seiner Fernsehkarriere als Theaterschauspieler wirkte. Nun hat er ihn richtig kennengelernt: »Er war sehr nahbar für uns«, erzählte er. »Vor dem Schiff habe ich ihn das erste Mal gesehen. Er kam auf mich zu, streckte mir die Hand hin und sagte schlicht: ›Ich bin der Dietmar.‹ Die Distanz war sofort überwunden.« 

Nahbarer »Tatort«-Kommissar 

Eine Meinung, die Schriftstellerkollege Schröder teilt: »Dietmar Bär ist sehr freundlich und zugewandt. Wir sind ja keine Profis, was das Agieren auf der Bühne angeht. Er hat uns dafür gelobt, wie wir es gemacht haben, und das haben wir genossen, wenn einen ein Profi ermuntert so weiterzumachen.« Die 16-tägige Kreuzfahrt der Stuttgarter Schifffahrtsgesellschaft Nicko Cruises hatte Stationen in Edinburgh, Dundee, Aberdeen, Loch Ness, Thurso, Isle of Mull, Belfast, Dublin, Cork, Fowey und Portsmouth. Müller hatte anfangs Bedenken: »Ich war mir nicht sicher, ob ich hundertprozentig seefest bin. Und der Gedanke, auf einem Schiff eingeschlossen zu sein, behagte mir auch nicht.« Seine Liebe zu England und Irland hatten die Zweifel jedoch schnell beiseitegeschoben: »Ich kenne die Gegend sehr gut, weil ich lange Zeit in Dublin gelebt habe und auch oft in Edinburgh war. Da musste ich unbedingt mitmachen.«